21.38

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Ich werde auch in diesem Fall versuchen, mich relativ kurz zu halten. Es gibt im Bereich Kultur, Sport und öffentlicher Dienst einen EU-Arbeitsplan 2023 bis 2026; ich möchte mich allerdings jetzt wirklich auf die Kultur konzentrieren. Wir sind vier Proredner, da hat jeder sozusagen einen Aspekt, den er herausnehmen kann. Ich erlaube mir, jetzt über die Kultur zu reden.

Der belgische und der darauf folgende ungarische Ratsvorsitz haben einen ihrer Schwerpunkte darauf gelegt, dass die kulturelle Teilhabe, der Zugang zu Kultur, die Publikumsentwicklung und die digitale Transformation ins Zentrum gerückt werden. Als ich dann gelesen habe, dass es um die kulturelle Teilhabe geht, wollte ich – ich habe mir gedacht, dass wir hier ja in der Länderkammer sind – eine aus meiner Sicht ganz wichtige Initiative darstellen, die in den Bundesländern passiert und dort auch zu Hause ist, das ist nämlich der Kulturpass.

Der Kulturpass ist sehr wichtig, um die Kultur für Menschen zugänglich zu machen, die sich sonst Kunst und Kultur nicht leisten könnten. Ich erzähle oft Politikerinnen und Politikern im Ausland, dass wir das haben, und die sind ganz baff. Ich finde das eine Errungenschaft! Man muss einfach sagen, es kostet leider wirklich viel Geld, wenn man Kunst und Kultur gerne in Anspruch nimmt. Deswegen ist es auch eine soziale Frage, inwieweit man Kunst und Kultur zugänglich macht, damit ganz viele Menschen davon partizipieren können. Ich finde, da kann man als Länderkammer auch einmal sagen, dass in den Bundesländern ganz hervorragende Arbeit geleistet wird.

Einen Punkt möchte ich aber noch zusätzlich hervorheben, denn ein anderer Schwerpunkt, der genannt wird, sind die Arbeitsbedingungen im Kulturbereich. Diese stehen hier in diesem Bericht auch ganz besonders im Vordergrund. Das ist insofern eine bemerkenswerte Initiative, weil sie auf eine österreichische Initiative vom Jahr 2018 zurückgeht. Ich möchte mich bei Frau Staatssekretärin Mayer ausdrücklich bedanken, denn die Fair-Pay-Initiative, die seitens des Ministeriums gestartet worden ist, ist ganz entscheidend und enorm wichtig.

Ich möchte kurz meine eigene Erfahrung erwähnen. Ich war ja in den Neunzigerjahren im Max Reinhardt Seminar. Als man dort als junger Mensch hinkam, war man voller Engagement und hat sich gefreut. Ich habe Regie studiert. Man konnte dort Schauspiel und Regie studieren, und was man dann als Erstes lernte, war: Geh davon aus, dass du ausgebeutet wirst. Lass dich biegen. Es geht hier nicht um Spaß und um Freude an der Sache. – Ich war schon ein bisschen älter, aber für die Jüngeren war es so: Die kann man irgendwie herbiegen, man muss sie brechen, man muss Grenzen ausloten.

Es wurden Grenzen ausgelotet, die nicht in Ordnung sind. Es wurden Grenzen im Kulturbetrieb ausgelotet – wir haben jetzt viel davon gelesen –, wobei körperlich Grenzen überschritten worden sind. Das war im Kulturbetrieb tatsächlich irgendwie normal. Ich finde es gut, dass es zunehmend Menschen, auch Schauspielerinnen und Schauspieler und Kulturarbeiterinnen und Kulturarbeiter gibt, die sagen: Nein, nein, es ist nicht normal!

Wir haben ja mit den Beratungsstellen auch in diesem Bereich sehr viel geleistet, und wenn wir über faire Arbeitsbedingungen im Kulturbetrieb reden, dann ist das meiner Meinung nach ein ganz entscheidender Aspekt.

Fair Pay ist ganz wichtig. Kulturarbeit ist Arbeit und Kulturarbeit gehört bezahlt. Daher vielen Dank für diese Initiative. Selbstverständlich werden wir diesen Bericht zur Kenntnis nehmen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

21.43

Vizepräsident Mag. Franz Ebner: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Bernhard Ruf. Ich erteile ihm das Wort.